Dienstag, 14. Dezember 2010

Die Mafia als Dienstleister: "...eine Art zentrales Nervensystem für Investoren" in Osteuropa

Dass Saviano für den Sammelband "Die Schönheit und die Hölle" (auch als Audiobook erhältlich) den europäischen Buchpreis bekommen hat, war mir hier noch keine Meldung wert. Dieses Interview auf Euronews (Video) schildert jedoch nochmal die makro- und mikroökonomische Bedeutung der Mafia für Europa in der Wirtschaftskrise. Auch die Vorwürfe und Ermittlungen gegen die Regierungspartei Lega Nord werden hier nochmal ins Deutsche übersetzt.



bemerkenswerter Inhalt:

- es wird erstmals die nigerianische Mafia erwähnt

- Saviano behauptet, Offshore-Steuerparadise seien im Besitz der Mafia.

- Pino Neri, der angebliche Boss der 'Ndrangheta in der Lombardei, wollte anscheinend Kontakte zur Lega Nord knüpfen. Das Klischee des faulen, mafiaverseuchten italienischen Südens macht es norditalienischen Meldungen anscheinend schwer, ernst genommen zu werden. (meine Einschätzung zu den Motivationen der Lega Nord im Anti-Mafia-Kampf gibt es hier)

- Saviano stützt meine These, dass die jetzigen Anti-Mafia-Erfolge der Justiz und der Polizei und ihren jahrelangen Fahndungen und Ermittlungen zuzuschreiben sind. Initiator für die Erfolge ist also nicht die derzeitige Regierung, die Verhaftungen und Vermögensbeschlagnahmungen sogar auf gesetzgeberischer Seite konterkariert.

- Die Mafia sei "eine Art zentrales Nervensystem für Investoren", da sie bürokratische Hürden beseitigen kann. Hierdurch sei ihr der Einstieg in viele legale Unternehmungen in Osteuropa gelungen.

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