Donnerstag, 16. Dezember 2010

Mistrauen gegen Berlusconi

Bei großen italienischen Spektakeln muss man vorsichtig sein, da sie immer als subtiles Agendasetting genutzt werden. Deshalb lasse ich mich hier auch nicht auf das große Thema "Berlusconi" ein - auch wenn ich mich mit dem Thema 'Weiße Mafia' durchaus beschäftige. Spektakel sind so angelegt, dass sich die Berichtenden in einen Strudel aus unzähligen Details verwickeln, die eine Einschätzung als diffus erscheinen lassen oder bei knappen Darstellungen nach Verschörungstheorie klingen. Wer sich in diesen ergehen möchte, suche bitte andere Quellen.

Es gibt nur zwei im Sinne der Mafia-Methoden berichtenswerte Aspekte:

- Es gibt Abgeordnete, die von Anrufen berichten, die unmoralische Angebote enthielten, um für Berlusconi zu stimmen. Unter anderem eine Drohung, die Firmen einer Abgeordneten in den Ruin zu treiben.

- Zweiter Aspekt: Das Spektakel des Mistrauensvorums ist beispielhaft für die vorausschauende Instrumentalisierung der Verschwörungsvermutung.

Parallel zu dem Automatismus bei Mafiaverdacht, der immer mit "Kampagne" und "Verschwörungstheorie" beantwortet wird, haben die italienischen Regierungsparteien vorausschauend die Antwort und die Bilder für ihre Anti-Verschwörungs-Gläubigen geschaffen. Dass die Opposition die berichteten Bestechungen und Bedrohungen von Abgeordneten erwähnen würde, war längst vor der Debatte klar. Als die Regierungsabgeordneten dann fernsehreif aus Protest gegen diese Behauptung den Saal verließen, entschieden sie sich gegen eine Prüfung der Vorwürfe und für einen spektakulären Bildbeweis für die anwesenden Kameras.

Natürlich ein kalkulierter Affront - oder haben die Abgeordneten tatsächlich geglaubt, Debatten über Mistrauensvoten kämen grundsätzlich ohne Kritik und Polemik aus? Unwahrscheinlich. Dieser massenhafte Auszug aus dem Parlament bezüglich eines ununtersuchten Bestechungsskandals ist nun auch für das Thema 'Mafia' ein aufschlussreiches Bild:

Teilweise angeklagte, verurteilte, mit persönlicher Mafiavergangenheit ausgestattete Abgeordnete und Senatoren - die es aus eigener Lebenserfahrung besser wissen könnten - leugnen kollektiv die Möglichkeit von Korruption. Sie leugnen die Möglichkeit krimineller Organisation - in dieser Hinsicht ist das Mistrauensvotum für das hiesige Thema Mafia sehr interessant, denn auch die Mafia gibt es nicht.

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