Donnerstag, 17. Mai 2012

Mafia-Typologie - Dreckige Mafia

Typ 2: Dreckige Mafia - Morde, Drogen, Prostitution

„Dreckige Mafia“ ist eine christlich-bürgerliche Perspektive auf das organisierte Verbrechen, die Moral und die Gesetzesüberschreitung in den Vordergrund rückt. In diesem Beschreibungstyp wird Drogenhandel mahnend als Gefahr für die Jugend, Prostitution als Geschäft mit dem Unmoralischen, der Menschenhandel als schreckliche Verletzung der Menschenwürde, der Mord als skandalöses Kapital- und Zehngebotsverbrechen geschildert. Die Mafia ist hier eine organisierte Parallelgesellschaft, die eine moralische Konkurrenz bedeutet, da sie einzelne Individuen "zum Bösen" verführt - so die Wortwahl des Papstes.

Dreckige Mafia - Blinder Fleck und Gefahr

Diese Art der Darstellung von Mafia ist sehr bedenklich. Zunächst suggeriert sie verführerisch die Trennbarkeit von Personenkreisen. Dies ist in zwei Aspekten zu kritisieren, da sie zum Einen das unterkomplexe Bild einer konkreten Organisation mit konkreten Absprachen etabliert, und zum Anderen die Nähe der Mafia zu Autoritäten und Mächtigen völlig ignoriert: Denn das Ziel der Mafia ist es eben nicht, eine Konkurrenz für die bestehenden Eliten darzustellen, sondern fruchtbare Koexistenz anzubieten. In Italien wurden z.B. seit je her Wählerstimmen von der Mafia organisiert und auch platziert: Eine sehr spezielle Währung, die zumindest bei den politischen Eliten auf Kontaktpunkte verweist.

Es fehlt in diesem idealisierten Typ 2 also die Thematisierung des Graubereichs, obwohl die Profiteure von mafiösen Aktivitäten auch in politischen und unternehmerischen, sprich: klassisch bürgerlichen Kreisen, zu finden sind. Gewisse Win-Win-Situationen bedürfen auch keiner direkten Kommunikation zwischen den Beteiligten mehr, sondern werden längst unausgesprochen genutzt, ohne dass es hierfür konkrete oder gar schriftlich fixierte Vereinbarungen gegeben haben muss. Diese Erkenntnis wird im christlich-bürgerlichen Typ fahrlässig verdrängt, um die Welt weiterhin in Gut und Böse teilen zu können.

Des Weiteren ist Typ 2 eine - durch Spielfilme geprägte - Missinterpretation der Mafia als hierarchisch strukturierte Organisation, obwohl viele der mehreren hundert Clans und zahlreiche internationale "Localen" sehr unabhängig und dezentral agieren (Die Erzählung "Oppedisano" ist ein Beispiel für diese Fehl-Darstellung). Der Glaube, man müsse eine einzige treibende Kraft in Form eines Kopfes der Unterwelt oder den "capo dei capi" (Boss der Bosse) erwischen, um die Mafia zu schwächen, ist somit sehr gefährlich, da realitätsfern.

Im dritten Konzept der Mafia werden die Geldflüsse ernst genommen, die ihren Wege von Böse zu Gut und wieder zu Böse machen: Die Abgrenzungen werden fiktiver...

 Typ 1 - Beschreibung "Folklorisierte Mafia"
 Typ 2 - Beschreibung "Dreckige Mafia"
 Typ 3 - Beschreibung "Weiße Mafia"
 Typ 4 - Beschreibung "Mentalität Mafia"
 Schlussbemerkung - Verschwörungtheorie und Logen

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